Beim Kattenturm handelt es sich um den letzten noch vollständig erhaltenen Wehrturm der Stadtbefestigung. Insgesamt gab es bis zu 36 Türme, von denen die meisten in ihrer Ausführung so waren, wie der Kattenturm. Es gab aber auch einige Rundtürme.
Der Kattenturm ist ca. 18,50 Meter hoch und hat einen Durchmesser von ca. 7,55 Metern. Er ist als „Halbrundturm“ zur Stadtseite geöffnet. Dies hatte wohl auch den Grund, dass er, sollte er von Feinden eingenommen werden, einfacher zurückerobert werden konnte, da sich die Feinde darin nicht verschanzen konnten.
Der Turm hatte vermutlich 6 Geschosse, welche mittels hölzerner Plattformen ausgebildet waren. Die Balkenlöcher und –auflagen lassen sich noch gut erkennen. Ebenso finden sich Schießscharten in unterschiedlichen Höhen.
Was die Namensgebung des Kattenturms angeht, konnte ich bisher keine eindeutige Herleitung finden.
Die beiden Standarderklärung kennen sind: Stellungswagen oder Geschütz. Die Namensherleitung über den Stellungswagen (ein nach oben geschlossenes Gefährt, mit dem die Angreifer bis zur Mauer vordringen können) erscheint mir zumindest fragwürdig. Ich konnte in keiner andern deutschen Stadt mit Stadtmauer und Türmen einen Turm auftreiben, der seinen Namen nach dem Angriffsgerät der Belagerer bekommen hat. Natürlich kann das in Soest anders gewesen sein, es scheint mir jedoch wenig wahrscheinlich, da zur damaligen Zeit offenbar unüblich.
Die andere Erklärung ist die Herleitung über ein Geschütz. Die „Katte“ gab es sowohl als Katapult- oder blidenähnliches Geschütz als auch im Kanonenzeitalter. In München gab es einen Kattenturm, der als Teil der Stadtbefestigung nach einem Wurfgeschütz benannt wurde. In Feldkirch wurde der Katzenturm nach Kanonen benannt, auf den Katzen- oder Löwenköpfe waren. Ebenso wurde in Limburg der Katzenturm nach solchen Geschützen „Katzenköpfe“ benannt. Ein Foto der dortigen Katze liegt mir vor.
Dann gibt es einige Katzentürme, die ihren Namen von den Tieren bekommen haben (z.B. Freiburg)
Bei Wolfhagen gibt es den „Chattenturm“, der als Aussichtsturm in Richtung des Volksstammes der „Chatten“ gedient haben soll. Ganz grob könnte das auch für den Kattenturm zutreffen – die Chatten sind aber wohl nicht bis Soest vorgedrungen.
In Bad Saulgau hat der Katzenturm seinen Namen vom „Karzer“, dort wurden Personen eingesperrt.
Das Mittelalter berücksichtigend gehe ich davon aus, dass jeder Turm einen Namen hatte, schon aus dem Grund, dass die „einfachen“ Menschen sich schnell orientieren konnten, wenn sie z.B. zu einer bestimmten Stelle laufen sollten. Koske schreibt in ihren Aufsätzen von „den Kattentürmen“ – ich glaube nicht, dass mehrere Türme in Soest den gleichen Namen trugen.
Wenn der Name hergeleitet wird vom Geschütz, wird gern angeführt, dass die Geschütze im „Kattenhol“ aufbewahrt wurden. Grundlage hierfür ist i.d.R. der Bezug auf eine Stadtrechnung von 1547. Das kann gut sein, muß aber nicht. Es kann sich dabei auch um die Bezeichnung eines „Katzenlochs“ handeln, einer sumpfigen Stelle eines Bachlaufes. Wenn Geschütze auf mehreren Türmen eingesetzt wurden, warum wird dann nur ein Turm nach ihnen benannt, der zudem weiter entfernt vom Kattenhol liegt, als andere Türme? Sachlich macht das doch zunächst wenig Sinn. Denkbar ist auch, dass die Katapulte/Bliden in sog. Blidenhäusern aufbewahrt wurden, die in der Nähe eines Turms standen und unter der Leitung eines Zimmermann´s im Verteidigungsfall schnell an entsprechender Stelle aufgebaut wurden.
Vielleicht war ein Grund zur Namensgebung, dass der Kattenturm eine besondere strategische Bedeutung hatte und deshalb auf ihm die „Katte“ stationiert wurde? Der Soester W. Pieperhoff hat dazu viel geforscht, eine Katze als Modell nachgebaut (sie funktioniert!), sie hätte auf den Turm transportiert und dort positioniert werden können und die strategische Bedeutung war durch die Wegeführung sicher gegeben.
Insofern scheint mir, der Logik und den Sachargumenten folgend, die Namensherleitung über das Geschütz als sinnvollste Erklärung. Der Beweis jedoch steht aus und bis dahin möge jeder die Erklärung wählen, die für ihn am sinnvollsten erscheint
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